Abstract
Neben Holz und Bambus gibt es mit Lehm wohl keinen ökologischeren Baustoff weltweit, um eine Kreislaufwirtschaft in der Baubranche zu begründen. Lehm ist ein gesundes Baumaterial, das auf dem ganzen Planeten vorkommt und das sich per se in einen dauernden Stoffkreislauf integrieren lässt, da Lehm im ungebrannten Zustand in leichter Weise reversibel ist.
Mit jeweils örtlicher Produktion von Lehmbaustoffen werden kleine und mittlere Unternehmen ermöglicht und gefördert, was den Lehm zu einem global einsetzbaren Baustoff der ökologischen und sozialen (ökosozialen) Kreislaufwirtschaft geradezu prädestiniert.
Die Vision der Grünen Fabrik ist die Entwicklung von Analyse-, Produktions- und Konstruktionsverfahren, welche die Lehmbauproduktion weltweit in regionalen Betrieben ermöglicht und fördert.
Lehm
Lehm ist ein naturbelassenes, glaziales Verwitterungsprodukt aus Ton, Silt und Sand – Lehm kommt auf der ganzen Erdoberfläche aller Kontinente vor. Wird der Lehm nicht gebrannt (1) zu Ziegeln oder Backsteinen, so lässt er sich immer wieder in seiner Bindekraft aktivieren und für Bauten in allen Klimazonen nutzbar machen. Zu seiner Aufbereitung und baulichen Verarbeitung benötigt der Lehm sehr wenig Energie, vor allem wenn er ortsnah gewonnen und verarbeitet wird.
In Europa wurde der Lehm in der Zeit nach der Industrialisierung zu einem Armeleute-Baustoff, weil die Verarbeitung im Holzbau (Riegelbauten) meist nur in ländlichen Gebieten und durch einfache Bevölkerungsschichten angewendet wurde. Heute ist der Lehm in seinen modernen Anwendungen (2) für gesunde Bauweisen in diversen Techniken erprobt und weltweit anwendbar. Ob als Speichermasse für Nullenergiehäuser oder zur natürlichen Kühlung und Klimatisierung mit Massivlehmmauern in südlichen und tropischen Ländern – Lehm ist der ideale Baustoff für vielfältige Anforderungen. Lehm ist – richtig eingesetzt – ein Baustoff, mit welchem ein gesundes Raumklima erzeugt werden kann. Auch bei Sanierungen bestehender Bauten lässt sich der Lehm kostengünstig und effizient einsetzen.
Ökologische Kreislaufwirtschaft
Die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums werden zunehmend erkannt und zahlreiche politische Kräfte fordern eine sogenannte Kreislaufwirtschaft. Gefordert werden:
- Natürliche Stoffkreisläufe, möglichst weiterführender als “industrielles Recycling”,
- Wiederverwendbarkeit und Reparaturfähigkeit mit einfachen Technologien,
- Geringer Energiebedarf (Grauenergie) bei Herstellung, Transport und Verarbeitung,
- Keine toxischen Nebenwirkungen bei der Verarbeitung und im langen Gebrauch,
- Ausreichende, möglichst örtliche Verfügung der Produktions-Grundstoffe mit einer Gewinnung, die keine schädlichen Auswirkungen in der Biosphäre verursachen.
Hier überall punktet der Lehm als herausragender, nachhaltig verwendbarer Baustoff, der sich auf der ganzen Erde für die ökosoziale Kreislaufwirtschaft ideal einsetzen lässt.
Ökosoziale Kreislaufwirtschaft
Eine künftige Kreislaufwirtschaft soll nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und gesellschaftlich gut zugänglich sein, weltweit für alle Menschen, ihren örtlichen Gewerben und für gute Lebenssituationen.
Der Lehmbau mit örtlicher Produktion und baulichen Verarbeitung bietet einen breiten und regionalen wirtschaftlichen Zugang durch die einfache Erschliessung dieses Erdmaterials und dessen technisch einfacher Verarbeitung. Dies ist nicht nur ökologisch sinnvoll wegen den kurzen Transporten und dem geringen Energieverbrauch – es ermöglicht auch eine breite regionale Wertschöpfung und den Zugang zu erschwinglichen Wohnbauten. Wird der Lehmbau in Europa wieder nobilitiert und aus seinem Armeleutedasein befreit, so hat dies zunächst enorme Auswirkungen auf nicht hoch technologisierte Länder, die einen Zugang zur globalen Wohlfahrt erreichen. Lehm wird damit zu einem zukünftigen Baumaterial für global verbundene Gesellschaften mit wirtschaftlicher und ökologischer Ausgeglichenheit.
Analyse, Produktionsverfahren und Vertrieb
Aus oben beschriebenem Kontext ökosozialer Kreislaufwirtschaften leitet sich die Vision ab von der Grünen Fabrik in der Umsetzung von regionalen Lehmbauproduktionen. Ziel ist, mit der Erfahrung und dem technisch-organisatorischen Hintergrund der “Kasan GmbH” weltweit Produktionsbetriebe für Lehmbauproduktionsanlagen zu realisieren.
In Norditalien, unweit der Schweiz, soll die erste Pilotanlage errichtet werden.
Zuerst wird eine sorgfältige Analyse der örtlichen Lehmbauvorkommen und deren Einsatzmöglichkeiten gemacht. Lehmsteine und die meisten Putze können in der Regel aus allen regionalen Putzen gemacht werden; Stampflehmtechniken sind meist auch kein Problem. Die örtlichen Lehme werden bevorzugt aus alten Lehmgruben von Ziegeleien, aus anfallenden Aushublehmen oder von Kieswäschereien bezogen. Lehm-Leichtbauplatten oder naturfarbene Lehm-Deckputze beispielsweise können nicht in allen Regionen hergestellt werden. Das wird für die ausgezeichnete Energiebilanz verkraftbare Rest-Tonnagen für den Transport ergeben.
Die erste Grüne Fabrik wird in einer stillgelegten Ziegelei eingerichtet. Nach der Analyse der ortsnahem Lehmvorkommen werden die Produkte-Palette und die entsprechenden Maschinen und Lager für die Aufbereitung des Lehms und den geeigneten Produkten festgelegt.
Der Vertriebsradius wird anfänglich etwa 200 Km betragen und sobald Konzessionspartner mit geeigneten anderen Standorten für weitere Produktionen da sind, wird sich dieser Radius verkleinern zu Gunsten kürzerer Transportwege. So soll ein immer weiteres Netz von örtlichen Produktionen, Vertrieb und Kundenbetreuung wachsen durch umweltbewusste KundInnen, AnlegerInnen und regionalen, selbständig arbeitenden Regional-Unternehmen.
Regionale Unternehmen werden technisch-organisatorisch und durch einen zentralen Aufbau des Marktes betreut durch Beratung und Ausbildung. Die Wertschöpfung kann weltweit in den Regionen bleiben und Zugang dazu finden kleine und mittelgrosse Unternehmen.
Auskünfte an interessierte Unternehmer und Anlegerinnen erteilt (Deutsch oder Italienisch):
Kasan GmbH, Ulrich Pinter, Reichstrasse 15, Laag-Neumarkt (BZ)
info@ton-gruppe.it
(1) Durch das Brennen verliert der Lehm viele seiner mikroaktiven Stoffeigenschaften; ausserdem benötigt der Brand sehr viel graue Energie durch Holz oder fossile Brennstoffe, die CO2 erzeugen.
(2) Z. B. wurden 2016 im Neubau des Triemlispital des Kantons Zürich über 5’000 m2 Lehmputze in allen Patientenzimmern verwendet für das hervorragende Mikroklima in den Räumen, das der Lehm ermöglicht. Auch wir Lehm in Niedrigenergiehäusern im thermoaktiven Bauteilsystem erfolgreich eingesetzt.